Erster Schwimmkurs nur für Frauen gestartet!

Acht Frauen planschten bereits ausgelassen im 1.35m tiefen Therapiebecken des Werner-Alfred-Bades in Potsdam, als Schwimmtrainerin Simone hereinkam. „Die Frauen waren so aufgeregt vor ihrem ersten Schwimmkurs, dass wir eine halbe Stunde zu früh da waren“, erzählen die Leiterinnen Christine Vermehren vom Wohnungsverbund Staudenhof und Rosie Ellis von der Einrichtung für geflüchtete Frauen in der Hegelallee. Zwei Schwimmkurse werden in den nächsten 10 Wochen für 16 Frauen stattfinden.

Die angebotenen Schwimmkurse stießen auf große Resonanz und die Anmeldelisten für den Kurs waren schnell voll. Die Frauen selbst waren es, die immer wieder den Wunsch äußerten schwimmen zu lernen. Das war jedoch nicht nur aus Kostengründen schwierig, sondern auch aus kulturellen Gründen, weil es für viele Frauen nicht in Frage käme, in der Anwesenheit von Männern einen Badeanzug zu tragen, erzählt Ellis.

Es gab einige Herausforderungen in der Realisierung der Schwimmkurse nur für Frauen. „Die größte Hürde“, so Vermehren, „war es ein Schwimmbad zu finden. Große Schwimmbäder, die für alle offen sind, kamen schon deshalb nicht in Frage, da hier der normale Betrieb nicht einfach unterbrochen werden kann“. „Damit die Frauen an dem Kurs teilnehmen konnten“, fügt Ellis hinzu, „musste sichergestellt werden, dass sich gar keine Männer im Badbereich aufhalten. Außerdem gibt es in vielen Bädern Fenster, durch die man von draußen reinschauen kann“. Das Werner-Alfred-Bad, ein kleines Bad welches hauptsächlich für Therapiezwecke genutzt wird, reagierte sehr offen auf die Anfrage die Schwimmkurse nur für Frauen durchzuführen und konnte dafür auch drei ehrenamtliche Schwimmtrainerinnen gewinnen.

Alle Frauen, die aus Kamerun, Somalia, Indien, Russland, Afghanistan, Iran und Syrien kommen, stehen jetzt vor dem Becken und folgen konzentriert den Aufwärm- und Schwimmbewegungen von Trainerin Simone. Nach ein paar Minuten geht es mit einer Schwimmnudel aus Schaumstoff ab ins Wasser. Es wird viel gekichert und gelacht, aber alle sind bei der Sache als mit der Schwimmhilfe die ersten Übungen im Brustschwimmen trainiert werden.

Das Schwimm-Projekt konnte durch eine Spende von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse realisiert werden. So konnten die Einrichtungen im Vorfeld mit den Frauen Badeutensilien kaufen gehen und die Miete für die Schwimmhalle bezahlen. Schwimmen zu können ist für viele, die in Deutschland aufgewachsen sind, eine Selbstverständlichkeit. Es ist nicht nur eine wichtige Kompetenz für das Leben, es gehört zur gesellschaftlichen Teilhabe dazu“, sagt Ellis und Vermehren fügt einen wichtigen Aspekt hinzu: „Viele Frauen sind über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Sie sind traumatisiert und hatten Angst, weil sie nicht schwimmen konnten. Deshalb möchten die Frauen dieses Trauma überwinden und eine neue Erfahrung mit dem Element Wasser machen“.

Eine Frau, die Angst vor dem Wasser hat, konnte durch die Zuwendung von Trainerin Simone schnell überzeugt werden mit den anderen ins Schwimmbecken zu steigen und an den Übungen teilzunehmen. Das flache Wasser und das Festhalten an der Schwimmnudel halfen sicherlich ebenfalls dabei.

„An einem Schwimmkurs teilzunehmen und etwas Neues zu lernen bedeutet für einige Frauen, dass sie sich selbst überwinden müssen. Dadurch wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Einige Frauen haben „Burkinis“ gekauft. Damit können sie auch in die öffentlichen Bäder oder an den See gehen. Wir hoffen, dass sie sich durch den Kurs etwas sicherer fühlen werden, damit sie die neuen Fähigkeiten auch woanders anwenden können“ sagt Ellis als lautes Klatschen am Ende des Schwimmkurses durch die Räumlichkeiten dringt und ein „bis nächste Woche“ von allen Teilnehmerinnen mit einem freudigen „Ja“ erwidert wird.

Mandy Fox

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